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Die verschwiegene Wertveränderung - seit Hegel und Marx

Im kapitalistischen System ist es allemal ein kluger Ansatz der Philosophie Wertveränderungen im Sinne des Geldgeschäftes nachvollziehbar zu machen. Dennoch handelt es sich dabei um eine einseitige Auffassung der Realität, weil das aufs Verschweigen einer Wertveränderung zugunsten des abstrakten Reichtums, genannt die Kaufkraft, hinausläuft. Diese verschwiegene Wertveränderung, angetrieben von einer Angst vor dem Werteverfall, wird im Verhältnis zu den Kosten, sprich Lohnzahlungen an die Arbeitenden, zur Wirtschaftsratio gemacht und zum Grund stets Wachstum zu fordern. Erzielbar soll sein eine Steigerung der Kaufkraft. Louis Baeck rechnete aus bei 4% Wachstum würde die Kaufkraft des bereits angesammelten Reichtums um die 40% steigen. Diese im Reichtum innewohnende Kaufkraft enthält zugleich eine Aussage welche Ressourcen zu welchem Preis zur Verfügung stehen. Als Potential entscheidet das wiederum über die wirtschaftliche Strategie, wobei die Wirtschaftspolitik stets die Verhältnismäßigkeit zwischen Waren- und Geldfluß im Auge behalten muss.

Der Warenfluss bedarf selbstverständlich einer wichtigen Ergänzung, denn es gibt außerdem noch die sogenannten Dienstleistungen. Sie müssen aber noch anders als bloß getane Arbeit verstanden werden. Schließlich werden nicht nur besondere Dienste geleistet, sondern sie tragen direkt und indirekt zum Funktionieren des ganzen Systems bei. Das beinhaltet sowohl die Aufrechterhaltung von was Marx als ideologischen Überbau bezeichnet hat, als auch eine argumentativen Strategie zugunsten einer bestimmten Wertehaltung. Sie setzt sich aus sozialen Normen, bestimmten Einstellungen und praktischen Urteilen zusammen, und dies im Sinne einer Beurteilung was zur 'Wertschöpfung' beiträgt. Wertschöpfung als Inbegriff vom Wirtschaften versteht sich von selbst als Auslegung von allem was Wert fürs System hat. Das liefert wiederum den Schlüssel zu was Anerkennung erfährt, was nicht. 

Weitere Wertveränderungen kommen noch hinzu und das insbesondere angesichts der anwachsenden Bedeutung der Kreativwirtschaft, die auf etwas immaterielles hinausläuft und die vom Fluß an Ideen zwecks Innovation abhängig ist. Phil Cooke deutet in diesem Zusammenhang auf kulturelle Einflüsse hin. Er sieht Regionen die Wettbewerbs-fähiger sind als solche in der eine 'excellence of culture' (ausgezeichnete Kultur) vorherrscht, insofern jeder die selben Werte teilt und Interesse hat gute Arbeit zu leisten, um sicher zu gehen die hergestellten Produkte werden von solchen Arbeiten geleistet die den Qualitätsanspruch erfüllen. Solch ein Maß bestimmt dann weitgehend die Arbeitsnormen und die Organisationsweise aber es erklärt außerdem wenn Arbeit von den großen Betrieben auf die kleinen verteilt werden kann, um die Innovations-Kapazität der kleinen und mittleren Betrieben voll ausnutzen zu können. Dinge werden folglich durch solch einen vorherrschenden kulturellen Konsensus erleichtert.

Eine Wertveränderung gibt es wenn die gesamte Ausrichtung auf Dienstleistung eine neue Disposition erfährt. Zum Beispiel öffnete Premier Ministerin Thatcher die 'City' in London, also den Banksektor für sogenannte 'newcomers' (Neulingen) die sich nicht mehr am Ruf der Bank orientierten, sondern weitaus mehr dem Gewinnstreben nachgingen und darum eher geneigt Risiken einzugehen, obwohl langfristig zum Schaden des Rufes der Bank als ehrlicher Vermittler zwischen dem Geld- und Warenfluss.

Wegen solchen Wertveränderungen treten unterschiedliche, ja auch angeblich nur nebensächliche Widersprüche in Erscheinung. So kommt es einerseits dazu, dass viele ohne Bezahlung oder zu einem Niedrigslohn arbeiten, und was insbesondere durchs Internet gefördert wird, während z.B. Manager von Banken und Firmen ihren Wert daran messen, ob ihre Bezahlungen weit über das normale Maß hinausgehen. Ferner kommt es in der Wirtschaftskrise immer wieder zu Rettungspacketen für angeschlagene Banken. Die Summen die dabei eine Rolle spielen, die übersteigen bei weitem den gesunden Menschenverstand. Vor allem macht sich die Krise insbesondere dadurch bemerkbar, dass die Politik es nicht mehr versteht den Verlust an Verhältnismäßigkeit zu überwinden. Eher trägt sie zur Verschärfung desselben bei weil ihr die Frage nach der sozialen Gerechtigkeit abhanden gekommen ist.

Es besteht eine kaum zu überwindende Trennung zwischen dem abstrakten, zugleich übermächtigen Geld das eher als anonyme Kaufkraft zu verstehen ist, und was Menschen sich selber vorstellen bzw. ausrechnen können. Leider wird diese Unverhältnismäßigkeit, obwohl bestimmend wie mit Menschen umgegangen wird, von seiten der Philosophie ignoriert. Eher neigen die Philosophen aber auch andere Akademiker dazu diese gesellschaftliche Unverhältnis-mäßigkeit zu übersehen. Statt also Stellung zu beziehen, verhaaren sie im Schweigen aus opportunistischen Gründen - etwas das bereits Rosa Luxemburg kritisch bemerkte als sie an Lenin ihrer Meinung zu dessen Parteikonzept schrieb, und zwar mit dem Rat eben nicht Akademiker zuzulassen, wolle er den Opportunismus von der Partei fern halten. Noch schlimmer ist es wenn Akademiker auf insbesondere jene Menschen die unter den gesellschaftlichen Verhältnisse zu leiden haben, herab sehen.

Statt also nur zusehen wenn Menschen sich kein klares Verhältnis mehr zu diesen astronomischen Zahlen verschaffen können weil es einfach ihre Vorstellungskraft übersteigt, kann die akademische Schicht und insbesondere die Philosophen zur Reflexion und Klärung ungerechter Verhältnisse in der Gesellschaft beitragen.

Interessant in dieser Hinsicht ist darum ein Bekenntnis von Habermas. Er meint die Philosophie habe kaum, wenn überhaupt eine politische Wirksamkeit. Dazu sagte aber Dostojewski die Leugnung der Philosophie sei auch eine Philosophie aber eine sehr schlechte. Dennoch übte Strauss einen enormen Einfluss auf Leute wie Dick Cheney und Rumsfeld, also aufs Umfeld von Präsidenten Bush aus, als er denen laut der These von Martin Jay die Liebe der Lüge beibrachte. Der philosophische Ratgeber des kanadischen Premierministers Harper ist auch nicht zu unterschätzen. Als es darum ging, Gaddafi in Libyen zu stürzen, tat sich besonders Bernard-Henri Levy hervor als er die Bombardierung propagandierte. Um nochmals auf Habermas zurück zu kommen, er kann nicht die historische Wirksamkeit von Hegel übersehen. Popper machte daraus den vielleicht überzogenen Vorwurf solch eine Philosophie hätte den Totalitarismus begünstigt, aber etwas ist daran wahr. Ferner hat Habermas selber in Gesprächen mit Joschka Fischer den Versuch unternommen einen Praktiker in der Politik auf Aufgaben innerhalb des erweiterten Kontexts der Europäischen Union vorzubereiten, nur scheiterte Joschka Fischer und wurde doch nicht der erste Vertreter der Kommission für Auslandsbeziehungen. Anders hingegen das wunderbare Verhältnis zwischen Ernst Bloch und Rudi Dutschke. Da ging es um den aufrechten Gang des Menschen, etwas das beide anerkannten sei die wichtigste Voraussetzung, um der Sklavensprache zu entkommen.

Nun ist aber nicht zu leugnen, dass es in Wirklichkeit solch eine gewaltige Wertveränderung bzw. Wertverschiebung zugunsten des abstrakten Reichtums seit Beendigung des Krieges in 1945 gegeben hat, dass die damit einher gehende Machtverschiebung ein bedrohliches Ausmass für die Demokratie angenommen hat. Zu erinnern sei an die Antike. Damals kam die Demokratie zustande weil der drohende Machtzuwachs von nur einigen vorzeitig per Gesetz unterbrochen wurde. Es muss stets die unabhängige Stimme der Politik guarantiert werden, um frei nach dem Gewissen und im Hören der Stimme der Vernunft entscheiden zu können. Stattdessen wird heutzutage Erfolg verstanden als jemand der Einfluss auf die Politik zugunsten eigener Interessen nehmen kann.

Aus all diesen Gründen wird der Geldwert nicht mehr proportionell zur getanen Arbeit bzw. Produktivitätssteigerung ermittelt, sondern alles wird getan um bloß die Kaufkraft des Geldes aufrecht zu erhalten, und das selbst dann wenn künstlich eine Arbeitslosigkeit erzeugt werden muss. Sartre hat das wunderbar anhand eines Beispieles das sich in Spanien im 15.Jahrhundert ereignete, aufgezeigt. Gold aus der Kolonie kam zwar in die Schatztruhe des Königs, sodann setzten die Menschen diesen Zuwachs an abstrakten Reichtum in konkreten Reichtum um. Sie bauten neue Güter und dehnten sich aus, doch dieser neue Konsum brauchte Exporte die eben mit Gold bezahlt werden mussten. Niemand achtete auf die Verhältnismäßigkeit. Übernacht stellte sich am nächsten Morgen heraus die Schatzkammer war völlig leer. Was taten die Besitzer. Sie entliessen ihre zehn Arbeiter und stellten nur noch einen ein der ab sofort die Arbeit von zehn leisten musste. Folglich musste er aus seinem eigenen Lohn Nebenarbeiten bezahlen. So wurde die ehemalige Kaufkraft wieder hergestellt und der Besitzer musste nur einen statt zehn Leute bezahlen.

Heute schaut es ähnlich aus. Längst geht um die Devise ein jeder muss beweisen für weniger Geld mehr arbeiten zu können. Die Managers nennen das Gesundschrumpfen. Aber die so künstlich erzeugte Arbeitslosigkeit bedeutet eine enorme Konkurrenz gibt es für die knappen Arbeitsplätze. Das drückt wiederum die Lohnkosten und erhöht die Kaufkraft. In den letzten zwanzig Jahren sehen die meisten Arbeitnehmer keinen Lohnzuwachs, sondern eher das Gegenteil, während die Renten und andere soziale Dienstleistungen von seiten des Staates durchaus den EU Ländern weitere Kürzungen erfahren. Damit schrumpft aber die Kaufkraft der gesamten Bevölkerung während der im Übermass vorhandene Reichtum nicht mehr den realen Bedarf zu decken vermag, weil auf eine falsche Konsumierung des Geldes ausgerichtet. Wieso ein überbezahlter Fussballstar gleich fünf Villen benötigt, das kann nicht mehr auf der Grundlage realer Bedürfnisse geklärt werden.

Interessant ist dabei zu beobachten wie die akademische Schicht sich dazu politisch verhält. Einige zeigen sich als reichlich politisch naiv wenn sie meinen wirtschaftliche Interessen seien nur im nationalen Alleingang zu lösen und begründen dabei eine Abwendung von Europa als handele es sich um eine Befreiung von einer Bevormundung von seiten Brüssels. Doch dahinter stecken weit mehr als nur einseitige Geschäftsinteressen die sich zum Trotz gesetzlicher Beschränkungen z.B. zugunsten des Umweltschutzes, durchsetzen wollen. Vielmehr handelt es sich dabei um eine besondere Ignorenz oder Eigenwilligkeit die die gesellschaftliche Konsequenz vorgenommener Handlungen völlig ausblenden will.

Leider verschweigt die idealistische Philosophie diese Wertveränderung zugunsten des abstrakten Reichtums, obwohl das stets auf Kosten der Menschen geht. Benachteiligt werden insbesondere jene die nicht mehr an der Vermehrung des Reichtums aus unterschiedlichen Gründen teilnehmen bzw. noch nie das vermochten auf Grund ihres Familienhintergrunds, Erziehung, praktischer Ausbildung und Erfahrung. Armut wird ähnlich zum Reichtum, so scheint es, von Generation zu Generation weiter gereicht bzw. vererbt. Folglich besteht die Frage wie kann diese Ungleichheit über die Zeit hinweg ausgeglichen bzw. korrigiert werden? Zum Beispiel wurde zwar der Versuch unternommen mittels eines zweiten Bildungweges neue Chanzen den Hinterbliebenen zu verschaffen, doch die Erfahrung lehrt, sobald die Menschen aufsteigen, disqualifizieren sie sich in dem sie sich von dem distanzieren was sie früher ausübten und doch einer Anerkennung verdient (Ulrich Beck). Sie tun das um nicht mehr da ansprechbar zu sein wo die bislang ausgeübte Tätigkeit bestimmte Qualifikationen verlangte, aber in ihren Augen einen allzu niedrigeren sozialen Status z.B. als Physio-therapeuten hatte wenn verglichen mit anderen strebenswerten Arbeiten in der Gesellschaft. Unbewusst fördern sie durchs eigene Verhalten ausgerechnet jene Hierarchie und Wertegefälle unter den sie selber gelitten hatten. Statt die wirkliche Ungleichheit zwischen den Menschen zu überwinden, versuchen sie nur im System aufzusteigen.

Noch schlimmer ist es um Hartz IV Empfänger bestellt. Sie werden völlig ausgegrenzt. Sehr selten finden sie den Weg in den Arbeitsmarkt zurück, weil einmal als solches abgestempelt, keiner sie mehr einstellen will. Diese ungerechte Behandlung des Arbeitslosen läuft faktisch auf eine Art Bestrafung hinaus. Das hat wiederum seinen philosophischen Grund.

So konnte Hegel zwar Adam Schmiths 'Reichtum der Nation' weiter entwickeln, aber zugleich musste er dazu ein Strafsystem aufstellen d.h. wer nicht arbeitet und darum nicht zur Vermehrung des Reichtumes beiträgt, der würde laut Hegel einen Schaden dem Staat zu fügen. Interessant ist dass er aber nie in Erwägung zog, was geschieht wenn jemand sich verspekuliert und dabei einen noch viel größeren Schaden als der einzelne Arbeiter oder eher Arbeitslose anrichtet?

Hegel thematisiert nicht die verschiedenen Möglichkeiten Schaden anzurichten weil er sich der Methode des Verschweigens bedient. Sie basiert auf einer Idee wie das Verschwinden funktioniert. Beim Schreiben eines Satzes zwecks Erörterung einer Idee bemerkt er wie ihm gleichzeitig noch andere Ideen in den Sinn kommen. Doch wenn er zum Ende des Satzes gelangt, und das 'an-und-für-sich' als Schlußpunkt setzt, sind ihm diese anderen Ideen nicht mehr gegenwärtig. Sie sind einfach verschwunden. Er kann sich auch nicht mehr an sie erinnern. Von Interesse ist deshalb wie Hegel sich des Setzens eines absoluten 'An-und-für-sich' bedient. Es ist das Schließen des Kreises der zum Anfang zurück kommt und deswegen als Schlußpunkt am Ende des Satzes quasi eine Aufhebung, also eine Art sich zu erinnern an was verschwunden ist. Praktisch beinhaltet es ein Versprechen später zu dieser Stelle zurückkehren zu wollen, um das aufzuarbeiten was anscheinend in Vergessenheit geraten ist bzw. dem Verschwinden preis gegeben wurde.

Die absolute Setzung des Punktes macht es demnach unmöglich das einmal Verschwundene wahrzunehmen. Daraus konstituiert sich der Widerspruch als Antriebskraft des spekulativen Denkens, und den Hegel als 'absoluter Geist' versteht. Es ist eine Kraft die sich über alles hinweg zu setzen versteht. Wenn das bereits einiges ahnen lässt, noch schlimmer ist was dem folgt. Hegel gleicht den 'absoluten Geist' mit der Macht zur Abstraktion, und in einem fatalen Schritt identifiziert ihn mit dem Tod als der 'unbewegte Beweger'. Das verleiht wiederum der Negation der Negation als Grenz-ziehende Kraft die Mittel alles, was dem widerspricht, zum Schweigen zu bringen. Folglich wäre es mehr als nur eine grobe Selbsttäuschung Hegels Philosophie als dialektisches Denken zu bezeichnen.

Nicht unmittelbar nachvollziehbar ist die philosophische Beschäftigung mit dem 'Verschwinden des Subjektes' doch es steht in Verbindung mit einem Vorgang der das Subjekt erst sprachlos macht, also zum Schweigen bringt, um dann über das Subjekt hinweg eine abstrakte Begriffssprache zu konstituieren. Hegel lässt darum zu aller erst die Unmittelbarkeit und die Vermittlung gegenseitig negieren. Als Aufhebung ist das wie folgt zu verstehen: statt sich am konkreten, also einem physischen Ort zu orientieren, wird die Unmittelbarkeit das Blatt Papier auf dem dann die Gedanken als Vermittlung geschrieben werden. Hinzu kommt noch das Hegel das Subjekt zwingt sich mit dem Staat zu identifizieren, insofern das Subjekt sich einen Grund für den Identitätsbegriff geben muss. Das Schicksal ist somit besiegelt. Hegel gibt zu dass das Ich im Begriff zugrunde geht, das Subjekt-Sein also ausgelöscht wird, so bald die eigene zugunsten einer staatlich anerkannten Identität aufgegeben wird. 

Da es sich anscheinend um ein schier unerschöpftliches Thema handelt, allein daran zu erkennen weil immer weitere Texte und Erläuterungen zum Verschwinden des Subjektes geschrieben werden, ist etwas kritisches anzumerken. Das Verschwinden des Subjekts ist nicht begrifflich aufzuschlüsseln, wenn die Wertveränderung die mit dem Verschwinden einher geht, nicht aus einem kollektiven Verschweigen des wirklichen Problemes geholt wird. Fast scheint es so als gäbe es ein kollektives Verschwören gegen das reale Subjekt. Somit berührt die Thematik 'Mantel des Schweigens' noch etwas viel tiefer gehendes, wenngleich verschiedene Autoren und Philosophen sich immer wieder versuchsweise dem Schweigen annäherten, doch längst nicht das als eine kollektive Verschwörung betrachtet haben.

Somit hat die Philosophie mit einem enormen Widerspruch zu tun, insofern zu fragen ist wie kommt es immer wieder dazu, dass das Geld angeblich mehr Wert hat als der Mensch? Da der Geldwert sich an der Kaufkraft, die erforderlich ist um den Fluss der Ware aufrecht zu erhalten, misst, wäre erstmals diese allgemeine These zu erläutern und zu klären. Denn die sogenannte Nebenwirkung, also der Verlust an Achtung für den Menschen, ist im Vergleich zu den anderen Problemen ein weitaus noch größeres. Gescheiterte Versuche das zu klären verdeutlichen dass die Ungleichheit noch schwieriger als jegliche ökonomische Lehre zu fassen ist.

Interessanterweise riet Keynes selbst dann wenn es vielen in der Gesellschaft einigermassen gut geht, wäre das kein Grund damit aufzuhören ökonomisch zu denken. Allein das zu vermitteln, wäre eine Aufgabe aller, einschließlich Journalisten, Lehrer, Akademiker und Politiker. Es müsste all die Verschwendungen im Scheinreichtum hinterfragen.

Bataille versuchte das mit seiner Frage, wie kommt es dass ein Pelz so viel kostet? Seine theoretische Antwort der Verschwendung deutet daraufhin erst wenn Leben z.B. eines Tieres zugunsten eines Pelzes vernichtet wird, und obendrein die Jäger der Seehunde enorme Risiken eingingen sind, lohnt es sich den hohene Preis zu verlangen und zu bezahlen! Eine Steigerung desselben Problems erfährt die Kunst wenn Bilder von Van Gogh in Millionen-Höhe gehandelt werden, obwohl der Maler selber zu Lebszeiten keines verkaufte und er faktisch verhungerte.

Aber viele der philosophischen Schwierigkeiten rühren daher, dass die Negation des Menschen in der Realität noch anders zu fassen wäre. Zwar hängt das Problem direkt mit der Nicht Anerkennung des Menschen zusammen, aber in Wirklichkeit wirkt sich die Verneinung des Menschen noch subtiler aus als was auf begrifflicher Ebene jemals wahrgenommen wird. Auf diesen Widerspruch sollte die Philosophie achten, doch die idealistische Strömung neigt dazu empirische Forschung fast gänzlich zu vernachlässigen. Der beste Beweis eines Gegenteils dazu war die Forschung die Adorno und Horkheimer in der Exilzeit zur autoritären Persönlichkeit betrieben. Das ergab für beide Denker eine fruchtbare Basis für ihre philosophischen Aussagen u.a. zum Faschismus und zum Freiheitsbegriff. Ferner müssten die Kategorien zwecks empirischer Forschung dahingehend orientiert sein, dass die Menschen selber durch dieses vermittelte Wissen erkennen können wer wie sie ähnliche Probleme hat, und sie darum nicht allein damit dastehen. Faktisch heisst das erst ein wahres Wissen hebt auf die soziale Isolation des einzelnen der durch den Zweifel in die Fänge des Schweigens geraten ist. Das könnte wiederum ein positives Verstehen fördern wie sich das gesamte Schweigen auf die zwischen menschlichen Beziehungen auswirkt und was es bedarf, um da heraus zu kommen.

Sofern das Schweigen als Folge der repressiven Haltung der Philosophie laut Derrida (siehe hier die Diskussion von Martin Jay zum Erfahrungsbegriff bei Walter Benjamin) zustande kommt, gilt es einen Weg aus einer philosophischen Befangenheit aufzuzeigen. Das kann aber nur dann gelingen, wenn die Leugnung des Widerspruches durch die Postmoderne Philosophie vermieden wird.

Zurück zu Hegel, der macht den Unterschied zum Ausgangspunkt für Erfahrungen, geht aber nicht so weit in seiner Erläuterung wie aus einem bloßen Gegenpol z.B. bestimmt - unbestimmt heraus, es zu einer differenzierten Wahrnehmung der Realität kommen kann. Da er die sinnliche Wahrnehmung als Quelle von Wahrheit verneint, macht er die unmittelbare Ebene sprachlos obwohl da die Menschen eher gemeinsame Bedeutungen der Begriffe teilen, weil im Einklang mit einer gemeinsamen Natur. Folglich nimmt er nicht Bezug auf 'Erlebnisse', die im Unterschied zur Erfahrung doch einen Wert fürs Subjekt-sein haben. (Martin Jay macht in seinem Aufsatz zu 'Experience without a subject: Walter Benjamins and the Novel' darauf aufmerksam, dass die Betonung auf Erlebnisse meistens zu einer Lebensphilosophie z.B. eines Heideggers verleitet, aber das ist hier nicht damit gemeint.) Obwohl subjektiv aufgebaut, verschweigt Hegel das Verschwinden des Subjektes, und was durch die doppelte Negation eingeleitet wird weil erst das Subjekt sprachlos gemacht wird, um dann einer Subjekt-losen Begriffssprache ausgesetzt zu werden. All das besagt, das Prinzip der Ungleichheit ist geschickt ins Hegelsche System eingebaut. Die Leugnung desselben konstituiert sich als Widerspruch zum Verlust eines Subjektes das noch positiv zum Schweigen selbstkritisch dem eigenen Sprechen und Denken gegenüber stehen könnte.

Die Ungleichheit beginnt mit einer schwerwiegenden Unterscheidung. Wenn Hegel sagt, jemand mit Besitz müsse nicht arbeiten weil er als Eigentümer bereits Identität hat, folgt daraus all diejenigen die ohne Besitz und Eigentum sind, müssen arbeiten, um zu ihrer Identität übers Tauschgeschäft Arbeit gegen Geld zu gelangen. Angeblich wird diese Unterscheidung zwischen jemand mit Identität weil im Besitz von Eigentum und denjenigen die ohne Eigentum, folglich arbeiten müssen, für den Aufbau und der Vermehrung des Reichtumes des Staates gebraucht. Doch warum die Philosophie schweigend über solch eine Ungleichheit hinweg geht, das ist mehr als nur ein Rätsel. 

Nach Hegel tritt der Staat an Stelle der Nation und wird logischer Weise nur zusehen wenn der Spekulant zur Tat schreitet, aber im Falle derjenigen die nicht arbeiten und darum Schaden zufügen, einschreiten müssen, um das Strafausmaß zu ermitteln. Das Ausmaß dient dem Zweck die verzerrte Verhältnismäßigkeit erneut herzustellen. Denn es geht darum nicht die Grundbedingung fürs Funktionieren des Systemes in Frage stellen zu lassen, doch diese ist eine ungerechte Verhältnismäßigkeit von Anfang an. Hegel tat sich schwerer als viele andere Philosophen den Anfang zu finden. Seine 'Phenomenologie des Geistes' spiegelt diese Anstrengung wieder, doch wichtiger wäre es wenn Philosphen kritisch vermerken würden was von Anfang an von Hegel verschwiegen wird: die Akzeptanz der Ungerechtigkeit. So wird seitdem das Abnormale zur Normalität erklärt und das Unvernünftige, erkennbar durchs Verschweigen des Widerspruchs, als Vernunft deklariert. Schlimmer wird es wenn solch ein Systemzwang die Angst beflügelt nur eine bestimmte Weise, zugleich völlig von der Realität entfremdete Weise weil nur in abstrakten Begriffen verbleibend, existieren zu können.

Die philosophische Perversion geht einher mit jenen Wertveränderungen die zugunsten der Aufrechterhaltung des abstrakten Reichtums ihre Wirksamkeit in der Gesellschaft entfalten. Ihr Wert misst sich anhand des potentiellen Umschlags des Reichtumes vom Abstrakten ins Konkrete. Geht letzteres verloren, wird das üblicherweise Kapital-Flucht genannt. Doch die fliehenden Menschen vor jenen Bedingungen, die werden zu Flüchtlingen eines Wirtschaftskrieges der unsichtbar seine unverhältnis-mäßige Kraft ausbreitet und insbesondere da obsiegt, wo Schweigen herrscht. Die Angst vor dem Verlust des Arbeitsplatzes tut da einiges dazu, um jene Macht der Herrschaft in der Form einer Selbstbeherrschung zu ergänzen.

Das Hegelsche Denken hat bis heute Spuren hinterlassen. In der Gesellschaft werden selten die wirklichen Gründe für die Arbeitslosigkeit gesehen, dafür aber die Arbeitslosen weiterhin negativ beurteilt als seien sie Faulenzer, die nur auf Kosten des Staates leben. Auffallend bei solch einer negativen Beurteilung ist außerdem etwas, das Hegel ebenso verschwieg. Schließlich will und kann nicht jeder unter allen Bedingungen arbeiten, insbesondere wenn das so weit ausartet bis gezwungen im KZ mit der illusionären Parole, 'Arbeit macht frei', mehr zu überleben als zu arbeiten.

Immer wieder kommt es auch in der modernen Wirtschaft zu Versklavungs ähnlichen Verstrickungen. Das geschieht wenn der Arbeitende nicht selber über die Bedingungen unter welchen er zu arbeiten habe, entscheiden kann, sondern nur bedingungslos das zu erfüllen habe, und dies ohne Widerrede, was von ihm verlangt wird. Selbst Kinder und Frauen geraten in solche Zwangssysteme die nur einen Hohn übrig haben für die Forderung nach Beendigung der Arbeitsausbeutung und ungerechter Entlohnung.

Da ohne Arbeit sie fast keine Rechte haben, fällt es den Arbeitslosen enorm schwer überhaupt Widerspruch einzuklagen bzw. eine Aufhebung des Systemzwanges zu verlangen. Insofern Arbeitszusammenhänge und Bezahlungen verschiedenster Beiträge, die mehr als nur getane Arbeit sind, zu durchdenken wären, sind nur solche Lösungen akzeptabel wenn jeder die freie Entfaltung erfährt. Doch die Produktionsweise und Arbeitsorganisation verhindert systematischer Weise die Aufnahme an Kontakten zu den Arbeitslosen, um neue Formen der Zusammenarbeit zu entwickeln. Solche Formen würden die Existenz eines jeden einzelnen sichern. Ob dies mittels eines Minimum-Gehaltes für jeden zu lösen ist, sei dahin gestellt.

Es wäre von Interesse was Dieter Henrich, Autor des Buches 'Hegel im Kontext' dazu meinen würde, weil jener Management-ähnlich die Widersprüche zu glätten versteht und da Herausforderungen zum System zum Schweigen bringt, wenn sie es nicht verstehen sich 'auszuweisen'. Den Beweis haben Studenten zu erbringen, dass sie nicht feindlich dem System gegenüber stehen – eine Forderung von Seiten dieses Professors auf der Höhe des Vietnam Protestes, und der selbst auf amerikanischer Seite Hegel-Vorlesungen in Vietnam in dieser kritischen Zeit, also 1972-75, gab.

Bekanntlich folgte Marx Hegel, um seine Kritik des Kapitalismus mit einer revolutionären Idee zu verbinden. Jene findet ihren programmatischen Ansatz im kommunistischen Manifest, doch besagt das noch lange nicht wie Entfremdung und die Spekulation zu überwinden sei. Habermas hob hervor, dass Marx nicht nur eine Theorie aufstellte, sondern zugleich das Subjekt benannte das diese Widersprüche am ehesten überwinden könne, weil es am meisten darunter zu leiden habe: der Arbeiter.

Marx nahm dabei Bezug auf die Form der Kapitalakkumulation, um die kommende Krise des Kapitalismus zu erläutern und zu kritisieren, aber sie muss als negative und positive Wertveränderung noch anders begriffen werden, um die Ausnutzung von Krise nachvoll ziehbar zu machen. Ansonsten liefe es nur auf eine Forderung nach Systemveränderung hinaus, wenngleich die Werthaltung in den Menschen selber zu solch einem politischen System beiträgt, dass eben dieses Wertgesetz aufrecht erhält. Wer auf eine besondere Weise darauf aufmerksam machte, war der Dichter Cavafy, der seinem Gedicht 'Warten auf die Barbaren', die aber letztlich nicht kommen, verdeutlicht wie sehr Krisen gebraucht werden. Politisch artet das in eine Falle für besonders diejenigen aus, die die Krise zwar predigen als ersten Anzeichen einer Revolte, aber nicht an den Stabilisierungseffekt durch eben solch einer Krise denken. Außerdem schweigen auch sie was danach kommen soll wenn einmal alle aus den Zwangsvorstellungen von was zu aller erst Wert hat, heraustreten, um in Freiheit mal zu entscheiden wie es weiter gehen kann und soll!

Henrich, Theunissen, Fulda, und sogar Tugendhat gaben sich am Heidelberger Seminar für Philosophie eine besondere Mühe den Übergang von Hegel zu Marx philosophisch zu thematisieren. Dabei wollten sie zugleich positiv als auch negative die Verwendung bestimmter Begriffe hinterfragen, um die Leitlinie des im deutschen Idealismus verankerten Daseins bei zu behalten. Sie entspringt einer 'Phänomenologie des Geistes', nimmt wahr die These von Marx zur Entfremdung aber wandelt das in eine existenzielle Entzweiung als das 'Entweder/Oder' eines Kierkegaards, um mittels der Hermeneutik zurück zum Wahrheitsanspruch zu gelangen.

Praktisch wäre erforderlich eine ganze Fülle an Einsichten und Wahrnehmungen aufzuzeigen, denn dieser im Idealismus verbleibende philosophische Ansatz versucht sich über Adornos Kernzsatz, 'das Ganze sei das Unwahre', hinweg zu setzen. Gesellschaftliche Veränderungsmöglichkeiten sind noch anders, und insbesondere kulturell zu bewerkstelligen, wenn das Denken vom Hegels Systemzwang befreit ist. Politisch gelang es ebenso wenig aus dem Marxistischen Ansatz heraus solche Veränderungen zu gestalten. Philosophisch sind die kaum denkbar, solange die Realität außerhalb des philosophischen Seminars bleibt. Die Spannweite der auf Texte und Text-Interpretationen bezogenen philosophische Begriffssprache reicht nicht dazu aus.

Foucaults alleiniger Ansatz aus dem Schweigen heraus zu brechen, indem er die Geschichte des Wahnsinns thematisiert, ist ein wichtiger Beitrag, weil er einen die Macht der Institution wahrnehmen lässt. Doch auch bei all seinen Bemühungen um eine differenziertere Aussprache was Philosophie in solch einer Gesellschaft bewirken kann und soll, wurde der ethische Anspruch noch nicht dahin gehend thematisiert, was die Dialektik der Säkularisierung aufzeigt, nämlich die wichtige Voraussetzung dem einzelnen die Freiheit zu geben aus dem eigenen Gewissen heraus zu entscheiden und zu handeln.

Gleichfalls solange das Symbol von Geld nicht hinterfragt wird, kann keine fundierte Kritik am Systemzwang artikuliert werden. Heutzutage ist Geld an die Stelle von Gott getreten, zugleich wird es als neuer Gott verspottet. Der Widerspruch kommt aber zugleich denn stets wird aber zugegeben, schließlich hänge alles (und nichts) vom Gelde ab. 

Nur sehr selten wird in der Philosophie der Übergang vom individuellen Sein zum gesellschaftlichen Seienden reflektierbar gemacht, obwohl dies eine Intersubjektivität (nach Popper und Habermas) begründen kann, und das Zwecks der Reflexion der Vorstellung des anderen von welche Handlungen in der Realität in den Erinnerungen der anderen geschehen können, weil sie zum Leben aller beitragen. Das müsste erst in einer materiellen und praktischen Logik zusammen gebracht werden, um die Folgen des Schweigens zu überwinden.

Es mangelt an deutschen Hochschulen an synthetischer Urteilskraft. Der Mangel ist leicht anhand der Armut angebotener Themen für Lehrveranstaltungen zu erkennen. Was z.B. das heutige philosophische Seminar in Heidelberg anzubieten hat, ja auch welche Forschungen, wenn überhaupt, betrieben werden, das ist recht kläglich. So wäre allein ein differenzierter Umgang mit Geld durch philosophische Auseinandersetzungen ein nennenswerter Ansatz. Solch einen Umgang erkennbar zu machen z.B. mittels einer Ausstellung wie einst in Berlin von Horst Kurnitzky der das Geld von 'matera', oder die Mutter Erde ableitete, das würde aufzeigen wie verschiedene Methoden mit Geld umzugehen soziale und kulturelle Auswirkungen haben. Interessanterweise stellte sich während jener Berliner Ausstellung heraus unter den Besuchern waren es Lehrer die am wenigsten einen differenzierten Begriff von Geld zu begründen vermochten.

Noch entscheidender könnte Philosophie sein, indem gefragt wird wodurch der Wert des Gelds überhaupt entsteht und, im Gegenzug dazu, weshalb das menschliche Leben in vielen Fällen anscheinend nur wenig, wenn überhaupt einen Wert hat? Wie ist Leben zu bewahren, wenn Menschen in solch einem System dem ständigen Wertverfall preis gegeben werden? Käme es zu einer philosophischen Thematisierung dazu, dann müsste erstmals der Unterschied zwischen Kaufkraft und Bindungskraft erörtert werden.

Eine weitere Thematik wäre der Übergang vom Kind bzw. Jugendlicher zum Geldverdiener, um sicher zu gehen, nicht unter jeder Bedingung wird irgend eine Arbeit angenommen. Ansonsten ergäbe sich daraus einen freien Pass direkt hinein in die Kinderprostitution oder was bekannter Weise im Kinder Sex Tourismus geschieht.

Philosophische Antworten zum ethischen Anspruch auf Mensch-sein zu finden bzw. wie der aufrechte Gang zu ermöglichen sei, das wäre ein entscheidender gesellschaftlicher Beitrag falls es gelänge überhaupt die Problematik in diesem Zusammenhang erstmals erkennbar zu machen. Es müsste einher gehen mit der Befreiung von Zwangsvorstellungen, einschließlich vom Geld haben müssen, um existieren zu können. Die Illusion besteht ja das ginge ohne die gesellschaftliche Anerkennung als Mensch zu erfahren. Somit ist der Parole, wer das Geld hat, habe auch das Sagen, vehement zu widersprechen. Dieser Spruch spiegelt wieder welch ein Glaube in der Gesellschaft vorherrscht, wer die wirkliche Macht in der Gesellschaft inne hat. Hier kann der philosophische Zwischenruf bereits zuwider dem Zwang das Bedürfnis nach Freiheit artikulieren, um zwischen Herrschaft und Selbstbeherrschung noch eine andere Dimension in die Selbstreflexion einzuschieben. Dazu gehört die Annahme, die Stimme des Menschen kann gehört werden wenn die Kunst des Zuhörens mal besteht.

Es wäre philosophisch zu klären wie es zu wichtigen wie unwichtigen Entscheidungen kommt. Zu achten wäre dabei, dass der Bezug auf die Menschen in der selbst erfahrbaren Realität nicht einfach abgetan bzw. für 'null und nichtig' erklärt wird, weil ansonsten zugunsten des Idealismus eine Scheinwelt an Wahrheit aufgestellt wird, und was praktisch auf eine Rücksichtslosigkeit hinausliefe. Vor allem bedürfen die Menschen eine Wiedererkennbarkeit wenn sie von philosophischer Ebene aus begriffen werden. So muss vehement Heideggers Verwerfung der Massen, weil angeblich nur Menschen die keine Verantwortung auf sich nehmen, widersprochen werden, weil ansonsten dieser anti-Humanismus jederzeit und erneut in eine die Menschen verachtende Politik umschlagen kann.

Wenn also aufs Schweigen einzugehen ist, und zu erinnern sei an Foucaults Aufruf, 'man müsse die Orte des Schweigens ausfindig machen noch ehe der lyrische Protest sich darüber verdichten würde', dann käme es darauf an doch einen viel differenzierteren Standpunkt als bei Hegel und Marx der Fall einzunehmen. Ansonsten würde das systematische Verschweigen des Ungleichheitsprinzip keine Beachtung finden, geschweige zur Sprache gebracht werden. Dazu taugen aber nicht die alten Gegensätze, sei es das Herr-Knecht Model von Hegel oder die Armen im Vergleich zu den Reichen nach Marx.

Interessant ist was Jesse Jackson in seiner Atlanta Rede 1988 formulierte, nämlich im System des Kapitals sei man zur Überzeugung gelangt, dass die Armen zu viel Geld haben und darum sollten sie weniger haben, während die Reichen zu wenig Geld hätten und darum sollten sie mehr Geld erhalten. Natürlich meinte er das ironisch. Dennoch war er selber in eben der Sklavensprache verfangen. Er beschreibt die gesellschaftlichen Zustände als ein Gegensatz von arm und reich, unten und oben, und das auf eine Weise, so dass an eine Befreiung von solch einer Befangenheit nicht nur aussichtslos erscheint, sondern gar nicht der menschliche Widerspruch, der darin steckt, zu denken ist, weil stecken geblieben im Schweigen.

Ernst Bloch nannte das die Folge der arm-Leut Priester und deren verwickelten Sprache, die das Begehrenswerte nur als ein Streben nach oben, aber niemals eine Veränderung des Systems hervorkehrt. Barak Obama ist deswegen eine Fortsetzung von Jesse Jackson im Konform-gehen mit dem System.

In der allgemeinen amerikanischen Rhetorik kommt es darum auch nie zur Aufforderung zum Ausbruch aus dem Systemzwang. Viel eher wird die Tugend harter Arbeit gepriesen, weil das angeblich den Erfolg verspricht. Nichts anderes ist garantiert aber wer hart arbeitet, der wird sein Geld erhalten. Freiheit bedeutet dem System dienen trotz all seiner realistischen Beschaffenheit.

Diese Politik besteht laut James Boggs seit der Gründung auf der Basis einer amerikanischen Verfassung die in ihrer Umsetzung vom Ideal u.a. der Gleichheit aller Menschen, in die Praxis, die Ungleichheit insbesondere zwischen den Weißen und den Schwarzen im Kongress institutionalisiert hat. Der Anspruch auf Freiheit eines jeden wird dadurch ausgegrenzt. Während das wirklich verbindende Element das Geld ist, wird zur Unterstützung solch eines Systems stets Bezug auf den Amerikanischen Traum genommen. Dieser ist zugleich Fiktion und Realität, also eine Halbwahrheit.

Anscheinend genügt mittels des amerikanischen Traumes lediglich aufs Beispiel vom Aufsteigen eines ehemaligen Schuhputzers zum Millionär zu zeigen oder Henry Ford als 'selbst gemachter Mann' zu erwähnen. All diejenigen die ihn erst zum großen Mann haben werden lassen, die werden aber dem Schweigen übergeben. In den Geschichtsbüchern tauchen sie nirgends wo auf, bleiben also viele Namenslose neben den unbekannt verstorbenen Soldaten auf schweigsamen Friedhöfen begraben. Es zeigt auf eine Macht der Idee die imstande ist etwas vereinfachendes so überzeugend rüber zu bringen, dass die ganze Komplexität einer gesellschaftlichen Zusammensetzung in Vergessenheit gerät, und nur in seltenen Momenten sichtbar wird z.B. beim Feiern von Barak Obamas Wahlerfolg. Das geschieht dann auf offener Straße mit einem weinenden Jesse Jackson inmitten der bewegten, zugleich vielfältigen Ansammlung an Menschen die ihre Diversität am Leibe und im Gesicht tragen. Ihre Hoffnungen in den wiedergewählten Präsidenten besagen zugleich worunter sie leiden, denn die Nicht Anerkennung ihrer Vielfalt ist zugleich der beste Beweis für die Konformität die mit dem Systemzwang einher geht und bestens alles, auch die kulturelle Vielfalt, zu neutralisieren versteht. Dann heißt es 'play ball', und die neue Baseballsaison kann beginnen. Es tauchen alle ab in eine Masse die sich jene Athleten als neue Gladiatoren im Stadium ansehen und die Jacques Levine als die neu griechische Idealfigur der Neuzeit expressionistisch porträtierte.

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