Ποιειν Και Πραττειν - create and do

Schreiben als Handlung

In 1972 tauchte Derridas Schriften auf. Er nannte dies eine Revolte gegenüber Michel Foucault, seinem philosophischen Vater. Die Betonung lag auf die Differenz. Sprachlich kann alles anders aussehen wenn gehandelt und deshalb nicht nur geschrieben wird.

Das Schreiben selber durchgeht ähnliche Entwicklungen wie der Mensch und seine Technik. Das kann mit dem Kind anfangen wenn es mit einem Stock im Sand zeichnet, aber sobald es gezwungen ist im Klassenzimmer nur noch auf die Tafel zu schauen, geht verloren die archaische Betrachtungsweise der Welt. Jene kennt noch ein Verhältnis zwischen Innen und Außen. Sie kann durchaus der Entwicklung in der Antike nachvollzogen werden. Sobald aber die Tafel und der Eintritt ins Schreiben das Denken im Verhältnis zu nur Raum und Zeit zum Abstrakten zwingt, kann nicht mehr aus sinnlicher Gewißheit eine Idee geschöpft werden. 

Sartre meinte das Schreiben gleicht dem Sitzen in einem Fischerboot das in seinem Boden ein Glassauge hat, so dann kann das Wasser zwar gesehen, nicht aber berührt werden. Im besten Falle handelt es sich dabei um eine abstrakte Bezogenheit auf etwas anscheinend Unmittelbares, also das Wasser, aber was als Materie außerhalb des Tastsinnes besteht.

Viele Handlungen werden im Schreiben aufgehoben. Damit taucht auf ein von Hegel verwendeter Begriff. Die Aufhebung gleicht eher einem Aufbewahren als einer Erinnerung. Hegel meint z.B. die Anstrengung der Zivilisation galt der Überwindung des Racheprinzips aber die Rache wurde lediglich im Gesetz aufgehoben als der Staat zwischen dem Täter und dem Opfer tratt, um per Gesetz zu vermitteln. Die Absicht war den Teufelskreis der Rache zu durchbrechen, indem nicht der Bruder für die verletzte Schwester Rache übte, sondern der Staat das Urteilen und die Strafsetzung übernahm. Aufhebung dieser Art bedeutet stets etwas auf eine andere vielmehr abstraktere Ebene zu heben.

Ein Widerspruch erscheint da denn diese Aufhebung im Abstrakten gleicht einer Kurzfassung von was in Wirklichkeit geschah. Wiederum gibt Hegel zu erkennen wenn rückblickend wir uns gegenseitig Geschichten von was geschehen war, erzählen, dann abstrahieren wir, insofern wird die ganze Komplexität dieser Geschichte in eben den wiedergebbaren Begriffen aufgehoben sein.

Der Schriftsteller Pavese meinte als er nicht mehr schreiben konnte, dann endet sein Leben. Ähnlich erging es Hemingway.

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